Eine dreimonatige Auszeit sollte es werden und sie führte uns 8.500 Kilometer entgegen des Uhrzeigersinnes an Europas Küsten entlang. Immer auf der Suche nach den schönsten Wellen und Küstentrails. Unzählige Monate der Vorbereitung, der Planung und der Vorfreude begleiteten uns bis es so weit war.
Wir packten das eigens dafür gekaufte Wohnmobil – welches wir Florence tauften – mit 4 Mountainbikes, 2 Surfbrettern, 2 Kameraausrüstungen, Laptop, GPS und allem, was man für 3 Monate Reise brauchen könnte und fuhren los.
23 Stationen, die meisten schön, manche weniger, erwarteten uns. Die Flexibilität des Wohnmobils machte sich bezahlt. Mal konnten wir einen Ort schnell wieder verlassen, an anderen blieben wir etwas länger.
Unfallfrei brachte uns Florence zu unseren Zielen und viel zu schnell wieder nach Hause. Was bleibt ist die Erinnerung und viele, viele Bilder. Und der Wunsch es wieder zu tun.
Die schönsten Orte und Bilder möchte ich Euch hier zeigen und allen ans Herz legen: reist. So bald und so viel wie möglich.
Der erste Tag unserer Reise. Nach 871 Kilometern kamen wir in Den Haag an. Was für eine wundervolle, moderne, gesellige, kommunikative und gemütliche Stadt. Überallhin ist man mit dem Fahrrad unterwegs. Cafés, Museen, Kneipen und Restaurants laden beinahe ununterbrochen zum Verweilen und Pause machen ein. Wir kommen wieder.
02.09. – 05.09.2018 | 871 KM
Nach einer wilden Überfahrt und einem kurzen Zwischenstop in Harwich kamen wir in Porlock an. Exmoor und Dartmoor. Wilde Ponys. Herzliche Einwohner. Pubs. Guiness. Endlose Trails und meilenweite Blicke. Enge Strassen. Pies gefüllt mit allerlei und natürlich das wechselnde Wetter. All das waren uns liebe Begleiter während der kurzen Station im Westen Englands.
Geht es noch romantischer und freundlicher als in Porlock? Ja, das geht! Ein typisches Fischerdörfchen. Bunt, quirlig und voll von Fish ‘n Chips und Pasteten. Rosamunde-Pilcher-Feeling an jeder Ecke und einheimische Künstler, die man tatsächlich noch als solche bezeichnen kann. Das Essen: in England die grosse Überraschung und einfach nur gut.
Noch Rosamunde-Pilchiger als St Ives ist Mevagissey unweit von Pentewan. Die Küste lädt zu stundenlangen Spaziergängen oder Biketouren ein und wer Hunger verspürt, wird von Englands Küche überrascht! Fein, vielfältig und mit vielen vegetarischen und veganen Gerichten laden wunderschöne Cafes und Pubs zur Rast ein.
Die Côte de Granite Rose. Welch ein Erlebnis. Wir wissen es nicht. Denn trotz aller Planung sind wir am falschen Ort gelandet. Und geblieben, denn Plougasnou ist eine Reise Wert. Das malerische Licht der Bretagne scheint Abends auch hier. Nach einer stürmischen Überfahrt und einem Reparatur-Stop in Brest landeten wir auf einem malerischen Camping auf einer Halbinsel.
Einer unserer grossen Sehnsuchtsorte. Beinahe jedes Jahr kommen wir zu dem kleinen Badeort an Frankreichs längsten Strand und freuen uns auf den Duft der Pinienwälder, den endlosen Strand, filmreife Sonnenuntergänge und lange Velotouren durch die Wälder von Les Landes.
Unser zweiter Sehnsuchtsort. Ein Jahr nicht nach Saint-Jean-de-Luz zu kommen geht fast nicht. Dieses wunderbare Fischerörtchen unweit der spanischen Grenze bietet baskischen Flair, Essen, das Meer und die ersten Ausläufer der Pyrenäen. Ausflüge ins nahe Spanien oder nach Biarritz lohnen mit fantastischen Landschaften und dem Flair ehemaliger Seebäder.
Wie die Station davor ein Ort zwischen Meer und Bergen. Die Picos de Europa mit 200 Gipfeln je über 2’000 MüM immer im Blick und eine ruhige, besinnliche Stimmung, die uns endlich zur Ruhe kommen lässt. Unzählige Trails der Steilküste entlang und in Richtung der Picos lassen mich kaum mehr vom Velo steigen.
Die Picos. Ein Gebirge, wo man es nicht erwartet und ich als Mountainbiker wusste nicht einmal etwas davon. Wilde Landschaften und Naturschutzgebiete, Wölfe, Bären, Schafherden und Häuser, die aussehen, wie im Wallis. Ein sehr lohnendes Ziel für Wanderer und Biker.
Aufgrund der Wetterlage entschieden wir uns gegen den Weg durch Zentralspanien und machten uns auf nach Galizien. Doch dort war das Wetter, wie es hier um diese Jahreszeit so ist: kalt und nass. Alles (und zwar wirklich alles) war bereits geschlossen und der Glamping-Platz erwies sich als vernachlässigtes Schlammloch. Also zogen wir bereits am nächsten Morgen weiter.
Sehnsuchtsort aller Surfer. Gerade lief die WSL und trotz des äusserst rauhen Charmes des Campings zog uns der Ort in seinen Bann. Vor allem Baleal mit seinen herzigen Restaurants und Läden hat es uns seit Jahren angetan. Und natürlich die portugiesische Gastfreundschaft, das Essen und die grossartigen Wellen.
Sintra, Estoril, Lissabon. Welch grosse Namen! Im Nationalpark von Cascais und den anschliessenden Dünen lässt sich wunderbar biken, surfen, geniessen und entspannen. Dass Lissabon IMMER einen Besuch Wert ist, steht ausser Frage. Die herrliche Ruhe in den Dünen liess uns länger verweilen als geplant.
Die Algarve. Mir bis dahin unbekannt und als Bike-Ziel nicht unbedingt vielversprechend. Und doch sind die langen, spektakulären Küstentrails ein einmaliges Erlebnis und ich sitze fast jeden Tag auf dem Velo. Als Surf-Ziel uneingeschränkt zu empfehlen. Der Wellness-Camping mit ausgezeichnetem Restaurant und das schöne Herbstwetter lassen uns einige Tage bleiben.
Auf meinen Touren entlang der Küstentrails fand ich diesen einsamen Ort mit einem Parkplatz direkt am Strand. Hier wollten wir eine Nacht verbringen um dann am nächsten Morgen am verlassenen Strand Kaffee zu trinken. Belohnt wurden wir mit einem spektakulären Sonnenuntergang.
Südlichster Punkt Festland-Europas und nur 15 KM von Marokkos Küste entfernt. Ein magischer Ort und mein absoluter Favorit unserer Reise. Die Nähe zu Afrika, die Berge und das Meer, ein einzigartiges Bikeparadies und was soll ich sagen: das Essen 🙂 Langsam neigt sich die Reise dem Ende zu und die Wehmut verbindet sich mit der Stimmung am Meer.
Studentenstadt, die Alhambra, Gassen voll orientalischer Gerüche, Tajine, Couscous und Kultur. Die Stadt hat uns so gut gefallen, dass wir von unserem Campingplatz in den Bergen mit Blick auf die Sierra Nevada gleich zweimal nach Granada aufgebrochen sind um bei schönstem Herbstwetter Zeit dort zu verbringen.
Nachdem wir auf einer Zwischenstation in Oliva sehr kalte, verregnete Tage verbracht haben, sind wir an unserer vorletzten Station der Reise angelangt. Die weitere Planung wird von Berichten über die Gilets Jaunes beeinflusst. Die letzten Sonnenstrahlen lassen uns durch den wunderbaren Nationalpark von Cadaques biken mit Blick auf die bereits verschneiten Pyrenäen.
Nach einer stürmischen Nacht direkt am Meer erwartete uns ein letzter, sonniger Tag. Vor 25 Jahren war ich das letzte mal hier und die Zeit ist stehengeblieben. Kleine Gassen, schöne Läden und zum Start ein Gläschen Wein mit der Commission de la Fête, sowie ein herrliches Restaurant am Abend machen den Abschied nicht leichter. Am nächsten Tag ging es 730 KM am Stück nach Hause.